Die Chronik

Kroppenstedt ist ein kleines Städtchen mit 1800 Einwohnern unweit des Harzes. Es liegt an der B81 zwischen Halberstadt, Quedlinburg und Magdeburg. Durch den fruchtbaren Boden der Börde bedingt, war hier bisher fast ausschließlich die Landwirtschaft beheimatet.

Kroppenstedt wurde erstmals 934 urkundlich erwähnt und besitzt seit 1389 das Stadtrecht. Der Name Croppenstedt wird von Crodo- einem Götzen, der in der hiesigen Gegend verehrt wurde und durch Drusus dem römischen Feldherren, der bis nach Magdeburg vordrang- abgeleitet. Ursprünglich bestand Kroppenstedt aus zwei Dörfern: Utrumqe Croppenstedte und Majus Croppenstedte. Erste Völker, die hier siedelten, waren die Langobarden und die Hunnen. Kroppenstedt war die Stadt freier Bauern, die dafür Reiterdienste leisten mussten. Diese Reiterdienste sind wahrscheinlich auf Erzbischof Ludolf aus Magdeburg (1197) zurückzuführen.

1204 leisteten die Kroppenstedter Reiter große Hilfe im Krieg König Philipps gegen Böhmen, sie hatten aber auch Begleitschutz zur Leipziger Messe und gegen Raubritter zu leisten. Ihre Bezahlung erfolgte in Land, den so genannten "Reithufen" (eine Hufe entsprach, je nach Qualität des Ackers, 14-15 Morgen Land).

Zum Schutz der eigenen Bevölkerung diente eine doppelte Stadtmauer, die von sieben Türmen unterbrochen war. Drei davon waren mit Stadttoren versehen. Ein Tor mit Schieferhaube und Türmchen wurde restauriert, der so genannte Eulenturm.

Eine weitere Besonderheit ist das "Freikreuz". Es wurde erstmals 1322 als Stätte der Richtbarkeit erwähnt. 1651, nach Übernahme der Stadt in den brandenburgischen Staat, durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm, wurde das bis dahin hölzerne durch ein steinernes Freikreuz ersetzt und die Stadtprivilegien verkündet. Das Freikreuz ist 4,4 Meter hoch und steht auf einem Steinsockel. Auf dem Seitenarmen befinden sich zwei kleinere Kreuze und es ist mit Wappen und Ornamenten verziert. Zur Einweihung soll es bemalt und vergoldet gewesen sein. Es steht noch heute gegenüber dem Rathaus.
Das Rathaus wurde 1598 erbaut, erhielt jedoch durch einen Umbau (1719) sein heutiges Aussehen. Im Seitenteil befindet sich ein wertvolles Stadtarchiv, welches bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht. Daran an schließt sich in einem gotischen Gewölbe das ehemalige Gefängnis, denn der Rat hatte das Recht der niederen Richtsbarkeit.

 


Besonders zu erwähnen sind die beiden Portale auf der Nordseite aus Sandstein aus dem Jahr 1611. Die östliche Tür, die so genannte Brauttür, reich verziert, war früher den Brautleuten vorbehalten.

Die Kirche St. Martini

Von ursprünglich drei Kirchen steht nur noch die Martinikirche. Sie liegt an der Westseite der Stadt. Sie wurde bereits 1483 erwähnt, ist aber erste 1616 vollendet wurden. Der älteste Teil ist der Turm; er umschließt ein Gewölbe, dass zwei romanische Säulen und an der Außenwand Reste eines romanischen Frieses von wellenartigen Formen aufweist. Jedenfalls gehören drei Viertel des Baues noch der romanischen Periode an. Das ursprünglich romanische Langhaus wurde im 15. Jahrhundert durch ein dreischiffiges gotisches Lagerhaus ersetzt. Um mehr Platz für die Kirchenbesucher zu gewinnen, wurde das südliche Langschiff weg gebrochen und zwei gleichbreite Schiffe in Renaissance-Architektur angefügt. Die Kirche ist dadurch vierschiffig und hat nach Süden drei zopfige Giebel.

Der 1693 errichtete zopfige Altar mit reichem Schnitzwerk zeigt Bilder des Abendmahls, der Kreuzigung und der Auferstehung. Die Kanzel aus dem Jahr 1684 ist im Stil dem Altar ähnlich.

Der Renaissance-Taufstein von 1610 hat sechs Mamorreliefs mit figurenreichen biblischen Darstellungen. Die Orgel von 1613 wurde von Esaias Compenius, dem bedeutendsten Vertreter einer Orgelbauerfamilie, gebaut. Am barocken Orgelprospekt sind die Wappen des Bischofs Heinrich Julius, des Domkapitels und der Stadt angebracht.

Von den vier Glocken des Turmes, die noch immer mit der Hand geläutet werden, sind zwei Bronzeglocken von 1403 und 1699 erwähnenswert.

 

War vorher der heilige Andreas Schutzpatron gewesen, so wurde mit der Erneuerung des Stadtrechts, der heilige St. Martin, der mit seinem Schwert seinen Mantel mit einem Bettler teilt, für das Stadtwappen und Siegel gewählt.

Berühmte Persönlichkeiten unserer Stadt waren der Erzbischof Ludolf von Magdeburger -ein Kroppenstedter Kind armer Leute- und Georg Müller. Georg Müller wurde 1805 in Kroppenstedt geboren und führte hier ein eher ausschweifendes Leben. Nachdem er nach England ausgewandert war, fand er durch seinen Glauben zur Besinnung und wurde dort zum Begründer der Waisenhäuser in ganz Europa. Durch Kriegsfolgen hatte der Ort nicht viel zu leiden, aber das Wüten der Pest und zwei verheerende Feuersbrünste (1463), hatten viel Schaden angerichtet.


Die Kroppenstedter Kirchenscheune

Im Sommer 1998 wurde ein nicht mehr genutztes Nebengebäude nach zweijähriger Umbauphase als Begegnungsstätte neu eingeweiht.

Ausgestattet mit Küchen und Sanitärbereich, Keramikwerkstatt, Computer- und Spielraum finden nicht nur Kinder und Jugendliche gute Angebote in schönen Räumen, sondern auch Erwachsene treffen sich regelmäßig zum Töpfern oder Handarbeiten, üben sich im Umgang mit Computern und erkunden das Internet.

Die Werkstattbereiche werden zur Zeit in Nebengebäuden noch erweitert, so dass zukünftig auch Holz bearbeitet und geschmiedet werden kann und in der Fahrradwerkstatt Erwachsene und Kinder ihre Zweiräder flott machen können.


Bis vor der Wende war die Haupteinnahmequelle die Landwirtschaft. Die größten Betriebe waren das Volksgut und die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft. Beide konnten sich nicht aus eigener Kraft oder auch durch fehlenden Mut retten. Nach der Wende wurde das Stadtzentrum saniert und erstrahlt heute in neuem Glanz.